Pressemitteilung
Familiäre Kinderbetreuung fördern - Kitas entlasten!
Auf die Aussage von Sozialministerin Ulrike Scharf, dass „das System Kinderbetreuung die Belastungsgrenze überschritten“ habe, kann es nach Ansicht der ÖDP nur eine vernünftige Antwort geben: Die familiäre Kinderbetreuung muss endlich finanziell so anerkannt werden, dass Eltern sich frei entscheiden können, ob sie ihr Kind bereits unter drei Jahren in die Kita schicken wollen oder sich doch lieber selbst die Zeit für die familiäre Betreuung der Kleinsten nehmen.
Die stellv. ÖDP-Landesvorsitzende Martha Altweck-Glöbl sprach am 7. September im Gasthaus Sporrer in Neunburg zur gleichlautenden Petition der ÖDP.
Die Entwicklung von 0 bis 3 Jahren baut das seelische Fundament für das ganze Leben!
Altweck-Glöbl betonte, dass in den ersten drei Jahren die Bindung an die primären Bezugspersonen angelegt wird und dies stellt im weiteren Leben das entscheidende Modell für den Umgang mit Gefühlen und jede Art der Beziehungsgestaltung dar. Wenn die Bezugsperson eine sichere Basis darstellt und das Kind nach seinem Willen handeln darf, ohne dass sie sich von ihm abwendet, kann das Kind adäquat seine Umwelt entdecken, ohne das Bedürfnis nach Geborgenheit zu gefährden. Erst mit ca. 3 Jahren kann das Kleinkind mit einer Vielzahl von Personen und verschiedenen Regeln zurechtkommen.
Dazu kritisierte Altweck-Glöbl die Wachstums- und Beschleunigungsgesellschaft. „Die schickt viele Familien ins Hamsterrad. Im täglichen 24-Stunden-Rennen gibt es derzeit keine Chancengleichheit für das Team Mama-Papa-Kinder – es gewinnt immer das Team Wirtschaft. In den letzten Jahrzehnten wurde den Familien das Zeitbudget beträchtlich geschmälert. Eltern sollen (müssen) dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Vereinbarkeit von Familie und Beruf kam als Angebot und wurde schnell zur Pflicht“, so die Referentin.
Ab dem 1. Lebensjahr besteht ein Rechtsanspruch auf eine Kinderbetreuung. Sie stellte am Beispiel der Stadt Straubing die Ist-Situation dar. Dort wie in vielen anderen Kommunen kann der Bedarf an Betreuungsplätzen nicht gedeckt werden. Aktuell gibt es in Straubing 158 Anmeldungen aber nur 74 freie Plätze. Dazu wird die Personaldecke in vielen Einrichtungen immer dünner. Als Reaktion wurde von Sozialministerin Scharf verfügt, dass in sog. Einstiegsgruppen auch nicht ausgebildete Kräfte Kinder bis 4 Jahre betreuen dürfen, dass Gruppen in der sog. Großtagespflege statt bisher 8 nun bis zu 15 Kinder aufnehmen können und die Einrichtungsleitung keine pädagogische Ausbildung mehr benötigt. Damit wird aus Ihrer Sicht die Qualität der Betreuung weiter verschlechtert.
Entlastung der Kitas durch familiäre Kinderbetreuung
Damit eine qualifizierte Betreuung in der Krippe mit max. 12 Kindern in einer Gruppe erreicht wird, fordert die ÖDP einen Fachpersonalschlüssel von 1 zu 3. Die familiäre Erziehungsarbeit für Kinder unter 3 Jahren soll durch eine Vergütung honoriert und aufgewertet werden. Am Anschluss an das Elterngeld des Bundes soll das Land Bayern 2 Jahre lang ein monatliches Landeserziehungsgeld zahlen, das den staatlichen und kommunalen Kosten eines Krippenplatzes pro Kind und Monat entspricht. Damit erhalten die Familien eine Wahlfreiheit, ob sie ihre Kinder unter 3 Jahren familiär betreuen oder in eine öffentliche KiTa geben. „Die Anerkennung der Familienarbeit entlastet Träger und Kommunen, ständig neue Betreuungsplätze zur Verfügung zu stellen. So können kleine Gruppen in der Krippe ermöglicht und der Betreuungsschlüssel eingehalten werden. Kinder mit einem guten seelischen Fundament sind im späteren Leben stabil, resilient, können mit Stress und Anforderungen besser umgehen, sind leistungsbereit, ausdauernd und zeigen Durchhaltevermögen. Das nützt dann der Gesellschaft und der Wirtschaft“, so Altweck-Glöbl.