Pressemitteilung
ÖDP fordert: Pflege zukunftsfähig und bezahlbar machen!
Pflege - Quo Vadis? Wie geht es mit der Pflege für hilfsbedürftige Menschen weiter und was sollte verbessert werden, damit in Zukunft ausreichend Pflegeplätze mit genügend Pflegekräften zur Verfügung stehen? Auf diese Fragen versuchte Egon Gottschalk - Heimleiter des Schwandorfer Elisabethenheims – bei seinem Vortrag auf Einladung des ÖDP-Kreisverbands am 15. November, im Lokal in der Pfreimder Ulrichhalle, Antworten zu geben.
Seit Jahren ist die „Pflege“ negativ in den Schlagzeilen. „Der Alltag in den Heimen u. der ambulanten Pflege – in denen sich tausende Pflegerinnen u. Pfleger – täglich vorbildlich für die Menschen einsetzen, sieht jedoch ganz anders aus, so Gottschalk. Viele Menschen haben keinen Bezug zur Pflege, bis sie selbst Betroffene sind. Die Kosten für einen Heimpflegeplatz steigen jährlich, da sich auch die Energie- od. Lohnkosten erhöhen. Da die Leistungen aus der Pflegeversicherung nicht so stark anstiegen wie die Pflegekosten, sind mittlerweile in Schwandorf 40% der Heimbewohner auf die Sozialhilfe angewiesen. Da ca. 70% der Heimentgelte Lohnkosten sind, haben viele Träger versucht bei den Personalkosten zu sparen. Weil viele private Träger weit unter dem Tarif ihre Mitarbeiter bezahlten führte dies zu Personalmangel u. zur Überlastung der Pflegekräfte, was wiederum zum schlechten Image der Pflegeberufe beitrug. Die gesetzliche Vorgabe, dass 50% der Pflegenden ausgebildete Altenpfleger sein müssen, hat mit dem Fachkräftemangel dazu beigetragen, dass ca. 10% der Heimplätze nicht mehr belegt werden dürfen, obwohl der Bedarf durch die Überalterung der Gesellschaft zunimmt“, so Gottschalk. Ein weiteres drängendes Problem sind die fehlenden Plätze für die Kurzzeitpflege, die dazu führt dass die Menschen nicht mehr wissen wo sie ihre Angehörigen kurzfristig unterbringen können.
Um diese drängenden Probleme zu beheben schlägt Gottschalk ein Bündel an Maßnahmen vor. Um die den Pflegeberuf attraktiver zu gestalten muss eine bessere Vereinbarkeit von Beruf, Freizeit u. Familie erreicht werden. Dazu gehören für ihn auch verlässliche Dienstpläne für die Angestellten. Vor allem muss für die Pflegenden die Bürokratie abgebaut werden, damit diese wieder mehr Zeit für die eigentliche Pflege der Menschen haben. Sehr positiv sieht er das seit dem 1. September geltende Tariftreuegesetz. Dies verpflichtet die Träger die Angestellten nach dem Tarifvertrag zu bezahlen. Damit wird dem Lohndumping endlich ein Riegel vorgeschoben.
Pflege zukunftsfähig u. bezahlbar!
Um die Pflege zu reformieren, begrüßte der Redner die Vorschläge der Initiative „Pro Pflegereform“. Gottschalk: „Gute Pflege muss wieder für alle bezahlbar sein! Die Höhe der Pflegekosten und die Zeitdauer der Pflegebedürftigkeit sind im aktuellen System nicht kalkulierbar und stellen ein Risiko für den Einzelnen dar. Es ist die Pflicht eines Staates, das zu ändern. Mit dem „Sockel-Spitze-Tausch“ wird das aktuelle System der Pflegeversicherung auf den Kopf gestellt, denn zukünftig bezahlt der Versicherte für den pflegebedingten Aufwand den festgelegten Sockelbetrag und die Pflegekasse übernimmt alle darüber hinaus gehenden notwendigen Kosten für die Pflege. In einem Gutachten wurde ein Sockelbetrag von 470 Euro berechnet, mit dem die Eigenanteile für vier Jahre festgelegt und nicht verändert würden. Das Risiko steigender Pflegekosten übernimmt damit solidarisch die Pflegeversicherung.
Allein durch den demografischen Wandel und bereits beschlossene Verbesserungen bei Löhnen und Personalbemessung steigen die Kosten in der Pflegeversicherung weiter: Der Beitragssatz auf 4,5 Prozent und der Eigenanteil um weitere bis zu 1.300 Euro bis 2045. Das überfordert die allermeisten Pflegebedürftigen finanziell.
Mit dem Tausch bleibt der Eigenanteil stabil bei 470 Euro. Der Beitragssatz für die Pflegeversicherung steigt bis 2045 auf 5,6 Prozent – und damit nur um 1,1 Prozentpunkte mehr als im Referenzmodell im bestehenden System mit erheblich höherem Eigenanteil. Eine weitere Entlastung um 0,6 Prozentpunkte könnte mit einem Steuerzuschuss von 10 Prozent erzielt werden. Eine Absenkung um weitere 0,6 Prozentpunkte wäre möglich, wenn man die Pflegeversicherung in eine Bürgerversicherung umwandelt und gleichzeitig die Beitragsbemessungsgrenze auf das Niveau der Rentenversicherung anhebt. Mit beiden Reformelementen zusammen könnte also der Beitragssatz für die Pflegeversicherung bis 2045 auf 4,4 Prozent begrenzt und der Eigenanteil für die Versicherten bei 470 Euro gedeckelt werden“.
Näheres dazu unter dem Link: www.pro-pflegereform.de